Newsletter 05/2025
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
worüber wollen wir uns unterhalten? Über blühende Forsythien, Clematis, Kirschblüten, Tulpen - oder über Getreide?
Richtet sich unser Blick zur Erde oder gen Himmel? Freuen wir uns über das traumhafte Wetter oder nicht? „Traumhaft“ ist für mich ein Begriff, der bei näherer Betrachtung allenfalls Teilbereiche der Gesamtlage beschreibt. Es ist herrlich, kühle Nächte zu genießen, warme, sonnige Tage ohne Pullover zu erleben und der Blütenpracht und dem Vogelgezwitscher nachzuspüren. Und doch trübt sich der Blick auf diese Frühjahrslust.
Ich möchte kein Regenwurm sein, der sich dieser Tage in immer tiefere Schichten des Bodens eingräbt. Dort ist es zwar noch kühl, aber feucht und glorreich ist es in den Tiefen sicher nicht.
Weil der Regenwurm nun einmal Regenwurm heißt, soll er mir heute als Metapher dienen, zugegebenermaßen einmal auf ganz andere Art, mein und unser „Bauernleiden“ an der unfassbaren Trockenheit dieser Tage darzulegen.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich freue mich für alle, die diese Tage genießen. Und auch ich kann Freude dabei empfinden, wenn ich über unsere Felder gehe und den Geräuschen der Natur lausche.
Mit dem Frühjahr beginnt für uns Landwirte die Aussaat von Sommergetreide und Leguminosen wie Erbsen und Lupinen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Betriebs, wirtschaftlich wie ökologisch. Deshalb richte ich meinen sehnsuchtsvollen Blick auf den Horizont, in der Hoffnung, dass sich ein Regenband zeigen möge. Nur mit Hilfe von Wasser, diesem unfassbar wertvollen Grundnahrungsmittel, gelangt ein Saatgut zur Keimung. Und eine daraus erwachsende Pflanze zur Reife.
Kennen Sie eigentlich den Spruch: „Ist der Mai kühl und nass, füllt‘s dem Bauern Scheun‘ und Fass“? Diese Redewendung trifft es wirklich auf den Kopf.
Doch jetzt möchte ich Ihnen von etwas anderem erzählen: von den Menschen, die das Ökodorf Brodowin mittragen. Unsere Mitarbeitenden, die deutschen Kolleg*innen, aber auch die Kolleg*innen aus verschiedensten Nationen dieser Welt sind für uns ein großer Gewinn. Zum Beispiel ist Youssuf vor sechs Jahren zu uns gekommen. Zuerst kümmerte er sich um unsere Ziegen, dann um unsere Milchkühe – und heute fährt er einen starken Traktor. Er ist für uns ein geschätzter Kollege, wie alle anderen auch, die ihren Weg nach Brodowin gefunden haben. Ich bin dankbar dafür, wie selbstverständlich das Miteinander bei uns gelingt. Natürlich ist es nicht immer leicht, unterschiedliche kulturelle Hintergründe zu verstehen – aber gerade deshalb ist es umso schöner zu sehen, wie viel Offenheit, Geduld und gegenseitiger Respekt hier zusammenkommen. Diese Vielfalt ist längst ein lebendiger Teil unseres Alltags geworden – und das erfüllt mich mit Freude.
Täglich führt mein Weg am Kuhstall vorbei. Besser gesagt: an unserem ehemaligen Kuhstall. Ich bin traurig, dass sie nicht mehr da sind. Die großen, behornten schwarz-weißen Milchkühe. Bis zu 700 kg schwer. Wenn die mal richtig brüllten, aus welchem Grund auch immer, hörte man das über den gesamten Hof. Dass wir die Herde an einen anderen Bio-Landwirt verkauft haben, war jedoch unumgänglich und rückblickend die richtige Entscheidung. Bei der anhaltenden Trockenheit in unserer Region, ist es für jeden nachvollziehbar, wie viel Futter, welches derzeit kaum wächst, diese Tiere benötigen würden. In den letzten Jahren konnten wir nur mit viel Aufwand und hohen Beregnungskosten frisches Grünfutter für die Milchkühe direkt am Stall anbieten.
Mit den Angus-Mutterkühen, mit denen wir zukünftig weiterzüchten möchten, sind wir nun flexibler. Da sie nicht zwei Mal täglich gemolken werden müssen, sind sie nicht so an den Stall gebunden. Dadurch können wir den Aktionsradius auf unseren Flächen deutlich vergrößern und haben dafür auch bereits ein ausgeklügeltes Versorgungskonzept entwickelt.
Aus verschiedensten Gründen bin ich derzeit viel in Berlin und Potsdam unterwegs und spüre allerorten, wie schön es ist, dort in Straßencafés und Parks zu verweilen. Wer dennoch Lust hat, den Frühjahrstraum an einem anderen Ort zu erleben, ist herzlich eingeladen, das bei uns in Brodowin zu tun – unser Hofladen mit Bio-Gastronomie hat 7 Tage die Woche geöffnet.
Und das gilt natürlich auch für UNSER HOFFEST am 10. Und 11. Mai. In diesem Jahr haben wir ein noch vielfältigeres Programm für Kinder vorbereitet. Wir finden, dass es sich wirklich lohnt, herzukommen. Schauen Sie uns über die Schulter, genießen Sie die Natur und erleben Sie ein bisschen Landleben.
Und noch ein paar Termine zum Vormerken:
Am 18. Mai sind wir von 11:00 – 17:00 Uhr auf dem Museumsfest des Panorama Wandlitz vertreten und am 1. Juni auf dem Umweltfestival in Berlin! Schauen Sie gerne vorbei, wir freuen uns!
Ihr
Ludolf von Maltzan